Preisträger/innen und Anerkennungen

Die Herbert Haag Stiftung für Freiheit in der Kirche zeichnet periodisch Menschen aus, die sich für Freiheit und Menschlichkeit innerhalb der Kirche einsetzen.
> Details zu allen Preisträger/innen: siehe unten (jeweils auf Jahreszahl klicken)

Die Preisträger werden durch den Stiftungsrat bestimmt.
Der Preis soll ideell ermutigen und praktisch unterstützen. Er besteht deshalb aus einer Urkunde (früher Medaille von Inka Klinckhard (1922-2016)) und einem Geldbetrag zur Förderung der Aktivitäten des Preisträgers/ der Preisträgerin.
Zudem spricht die Stiftung Anerkennungen aus an Personen, die bemerkenswerte Initiativen zu Freiheit in der Kirche ergriffen haben.
Hinweis: Nicht in jedem Jahr fand eine Preisverleihung statt.

  • Preisträger/innen 2023

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  • Preisträger/innen 2009

  • Preisträger/innen 2008

  • Preisträger/innen 2007

    Bethlehem Mission Immensee

    Missionswerk seit 50 Jahren

    John Fernandes

    Indischer Theologe, Gründer von Dharma Samanvaya
    » Wikipedia: John Fernandes

    Xaver Pfister

    Schweizer Theologe, katholische Erwachsenenbildung

    Herbert-Haag-Preis 2007: Freiheit im Dialog mit anderen Kirchen, Religionen und Kulturen

    Freiheit in der Kirche ist Voraussetzung für einen freien Dialog mit anderen Kirchen, Religionen und Kulturen. Für diesen Grundsatz stehen die drei Preisträger, welche die Herbert Haag Stiftung für Freiheit in der Kirche dieses Jahr auszeichnet: die Bethlehem Mission Immensee (Schweiz) und die beiden Theologen John Fernandes aus Mangalore (Südindien) und Xaver Pfister aus Basel.

    Bethlehem Mission Immensee
    Die BMI hat vor 50 Jahren einen Weg eingeschlagen, der von theologischen Reflexionen inspiriert war, die das Zweite Vatikanische Konzil bald darauf bestätigte. In allen Fragen, die das Missionswerk betreffen, sind Männer und Frauen, Ledige und Verheiratete, Priester und Fachpersonen („Laien“) gleichberechtigt, wenn sie über Ausrichtung und Projekte entscheiden und Verantwortung übernehmen. Das ist in der katholischen Kirche „ein weltweit bislang einmaliger Vorgang“, wie Konrad Gründig in seiner theologischen Dissertation 2005 feststellt. Gleichzeitig wurde das alte Missionsverständnis, das auf Bekehrung und Kirchengründung zielte, ersetzt durch das Konzept der Befreiungstheologie: Jeder Einsatz steht unter der Leitung lokaler Partnerorganisationen, und die eingesetzten Fachpersonen stützen sich gegenseitig in ihren professionellen, sozialen und spirituellen Kompetenzen. Dahinter steht ein Verständnis von Weltkirche als Solidar- und Lerngemeinschaft: Wenn der Gott des Lebens schon vor jedem missionarischen Zeugnis am Werk ist, dann hat Mission dieses Wirken in den Ausdrucksweisen der jeweiligen Kultur aufzuspüren und zu feiern und christliche Spiritualität darin zu verwurzeln. Religion und Entwicklungszusammenarbeit gehören somit zusammen, wie inzwischen auch staatliche Institutionen anerkennen.

    John Fernandes
    Der Inder John Fernandes verdankt seinen theologischen Werdegang ebenfalls dem Konzil. Dessen Dokument über die Liturgie war Gegenstand seiner Dissertation in Trier und wurde für ihn zum Schlüssel für ein neues Verständnis von Seelsorge und Theologie. Dass Liturgie neu in der Volkssprache gefeiert werden konnte, löste grosse Impulse aus. Denn die Volkssprache umfasst nicht nur die Wörter einer Sprache, sondern auch die Rituale, Symbole und Gebräuche, in denen das Volk wesentliche Erfahrungen menschlicher Existenz zum Ausdruck bringt. Von dieser Überzeugung hat sich John Fernandes leiten lassen: in seiner Seelsorge- und Sozialarbeit, als Professor für Theologie am Priesterseminar und als Inhaber des Lehrstuhls für Christentum an die staatliche Universität von Mangalore. Vor zehn Jahren hat er die Bewegung “Dharma Samanvaya” („Harmonie im Geist“) ins Leben gerufen. „Gott ist grösser als alle Religionen“, sagt John Fernandes, „darum muss es eine Spiritualität geben, die alle verbindet.“ Danach sucht er nicht nur theologisch, sondern auch an der Basis, in Schulen, an interreligiösen Tagungen und bei religiösen Festen, zu denen Gemeinschaften von Christen, Hindus, Jains und Muslimen sich gegenseitig einladen. John Fernandes setzt sich für ein neues Gesicht der Kirche Indiens ein: solidarisch mit den Menschen im Kampf für Gerechtigkeit, offen gegenüber der indischen Kultur, ökumenisch in der Grundhaltung, konsequent an den Menschenrechten orientiert, auch innerhalb der Kirche. Wegen dieser Vision und seiner Umsetzung in eine vielfältige Praxis musste John Fernandes von den Anhängern einer nach wie vor kolonialen Kirche viele Schläge einstecken. Umso notwendiger ist sein Engagement angesichts der jüngsten Unruhen zwischen Hindu- und Muslim-Extremisten in Mangalore.

    Xaver Pfister
    steht seit 25 Jahren im Dienst der katholischen Erwachsenenbildung und der Informations- und Medienarbeit von Basel. Im gleichen Zeitraum hat sich die Mitgliederzahl der Kirche von Basel-Stadt halbiert, die Kirche steckt also in einer manifesten Krise. Damit sind Ängste und Depressionen, Konflikte und Verhärtungen verbunden. Umso wichtiger ist es für Xaver Pfister, diese Differenzen offen auszutragen, mit Freimut zwischen den unterschiedlichen innerkirchlichen Kulturen zu vermitteln und Visionen einer lebendigen Konfliktkultur im pastoralen Alltag zu formulieren. Aus diesem Anliegen heraus hat er auch ein Dutzend Bücher geschrieben („Masken des Männlichen“, „Nicht nur für sonntags“, usw.). Er stützt sich dabei ebenfalls auf das Konzil. Dessen Erklärung, „dass die menschliche Person das Recht auf religiöse Freiheit hat“, hält er für revolutionär. Denn „sie schreibt ein Grundanliegen der französischen Revolution in das Herz des Glaubens ein: den Vorrang der Person vor der Institution und den Vorrang der Eigenverantwortung vor dem Gehorsam.“ Dieser Vision steht oft eine kirchliche Realität gegenüber, an der auch Xaver Pfister leidet. Und es war in erster Linie die Sorge um einen echten und aufrichtigen Dialog in der Kirche, der ihn bewog, vor dem letzten Besuch von Johannes Paul II. in der Schweiz zusammen mit anderen Persönlichkeiten einen „Brief an den Papst“ zu schreiben. Darin legte er ihm angesichts seiner schweren Krankheit auch den Rücktritt nahe, ein Freimut, für den andere meinten sich entschuldigen zu müssen. Im Canon 212 des Kirchenrechts steht freilich: „Entsprechend ihrem Wissen, ihrer Zuständigkeit und ihrer hervorragenden Stellung haben die Gläubigen das Recht und bisweilen sogar die Pflicht, ihre Meinung in dem, was das Wohl der Kirche angeht, den geistlichen Hirten mitzuteilen ...“

  • Preisträger/innen 2006

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  • Preisträger/innen 2001

  • Preisträger/innen 2000

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